Weltrettung

Warum wir endlich die Welt retten müssen

Kirschblüten
Es grünt so rosig schön, wenn Kirschblüten blühen.
Foto von Meande

Die Kirschbäume blühen in meiner Stadt. Erste zarte Knospen grüßen mich schüchtern von Astspitzen. Endlich naht mit großen Schritten der Frühling und es wird Zeit für meinen Frühjahrsschrei im Stil von Ronja Räubertochter (ich empfehle Birks Beispiel zu folgen, falls du dich gerade in der Nähe befindest).

Ich liebe diese Jahreszeit, die voller Anfänge und Neugierde steckt, voller Lebenswillen und Wagemut. Aber ich habe auch verdammt große Angst. Angst, dass wir Menschen nicht mehr viele Frühlinge – mit oder ohne Kirschblüten – erleben werden.

Mehr und mehr Insekten verschwinden, längst nicht nur die Bienen. Und nach ihnen? Verschwinden die Vögel. Stell dir das vor, ein Sommer ohne Schwalben! Und dann wäre da ja noch der Klimawandel.

Vor Kurzem habe ich Greta kennengelernt, also, von ihr gelesen. Greta ist 16, kommt aus Schweden und hat Asperger. Das Wichtigste aber ist: Sie ist Klimaaktivistin, Mahnerin, Schulstreikerin. Und sie hat recht mit allem, was sie sagt. Sie ist Ende Januar 32 Stunden mit dem Zug nach Davos gefahren, zum Weltwirtschaftsforum, und hat den Mächtigen der Welt die Leviten gelesen:

Erwachsene sagen immer: „Wir schulden es den jungen Leuten, ihnen Hoffnung zu geben.“ 

Aber ich will eure Hoffnung nicht. Ich will nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr Panik habt. Ich will, dass ihr die Angst empfindet, die ich jeden Tag spüre.

Und dann will ich, dass ihr handelt. Ich will, dass ihr handelt wie in einer Krise. Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt.

– Greta Thunberg, Januar 2019. Übersetzung von ZEIT.de. Vollständiges Video ihrer Rede hier.

Zwischen Weltschmerz und Weltfreude

Greta hat mich schwer beeindruckt. Weltschmerz brach über mich herein. Setzt du mich vor Liebesschnulzen, ich bleibe ungerührt. Zeigst du mir dagegen die Ungerechtigkeit und die Zerstörung, die wir über diese Welt bringen, heule ich Rotz und Wasser.

Doch ich kenne auch das Gefühl der Weltfreude. Etwa wenn ich sehe, wie wir zusammenstehen, gemeinsam etwas anpacken, erreichen. Wie 1989, als die Mauer fiel. Oder der Weihnachtsfrieden 1914, wo mitten im Krieg die Waffen schwiegen, weil die Menschen auf ihre Herzen und nicht ihre Befehlshaber hörten. Ich habe bei Avatar geheult, als die Natur zurückschlug. Und bei War Photographer, weil die Arbeit von James Nachtwey und seinen Kollegen so unendlich wichtig ist.

Und ich habe geheult, als ich gesehen habe, welche Wirkung Greta hat. Am 15. März 2019 wird es einen Schulstreik geben, weltweit, um für bessere Klimapolitik zu demonstrieren (Hintergrundinfos und Streikorte hat The Guardian hier aufbereitet; Englisch). Dabei hat es Greta nicht so mit Menschenmassen, sucht nicht das Rampenlicht. Sie wird auch nicht von fremden Mächten gelenkt, wie manche ihr vorwerfen.

Nein. Greta tut einfach nur, was sie für richtig hält. Sie tut, was wir anderen nicht getan haben, weil wir, ich und du und all die anderen, weil wir uns gesagt haben: Was kann ich allein schon ausrichten? Deshalb möchte ich dir eine Geschichte erzählen.

Die Legende vom Kolibri eine Fabel aus Amerika

Tropfen für Tropfen.
Bild von Nicman, Pixabay

Eines Tages brach im Wald ein Feuer aus, das drohte, alles zu vernichten. Die Tiere flohen und blickten wie gelähmt zurück auf die brennenden Bäume.

Ein kleiner Kolibri sagte sich: „Ich muss etwas unternehmen.“ Er flog zum nächsten Wasserlauf, nahm mit seinem Schnabel einen Tropfen Wasser auf und ließ ihn über den Flammen fallen. Das wiederholte er, wieder und wieder, Tropfen für Tropfen.

Die anderen Tiere starrten hilflos auf die Feuerwand, obwohl sie viel größer waren als der Kolibri. Der Elefant etwa hätte mit seinem langen Rüssel eine große Menge Wasser tragen können. Doch er und all die anderen Tiere riefen dem Vogel zu: „Was glaubst du denn, was du allein ausrichten kannst? Du bist viel zu klein, das Feuer zu groß. Deine Flügel sind winzig und dein Schnabel ist so schmal, dass du nur einen einzigen Tropfen Wasser tragen kannst.“ Und so versuchten sie weiter, ihn zu entmutigten.

Doch der Kolibri erklärte ihnen schlicht: „Ich tue, was ich kann. Ich tue mein Bestes.“

Ein Tropfen mag kaum einen Unterschied machen, ein ganzer Tropfenregen dagegen schon

Diesem Motto folgt in Frankreich eine ganze Bewegung: die Colibris. Es sind Menschen aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten, die sich in vielen Städten und Regionen zusammengetan haben.

Sie treffen sich, diskutieren und setzen Projekte um zu Themen wie Klimaschutz, Müllvermeidung oder neuen Formen politischer Teilhabe. Sie üben sich in gewaltfreier Kommunikation und betreiben Gemeinschaftsgärten. Eine Verknüpfung von lokalem Handeln mit überregionaler Vernetzung, die auch in Deutschland funktionieren würde. Worauf warten wir?

Ich will, dass ihr Panik habt

Gretas Panik, unsere Panik, ist angebracht. Wir Menschen haben es geschafft, uns selbst auf die Rote Liste zu setzen und damit – jeder einzelne von uns – redlichst den Darwin Award verdient. Ich glaube nicht an eine postapokalyptische Utopie, wie sie  K.I.Z. in „Hurra die Welt geht unter“ zeichnen.

Wenn wir nicht jetzt die Kurve kriegen, dann kratzen wir sie. Nix mit Party in den Ruinen.

Und die Erde ward wieder wüst und leer.
Und die Erde ward wieder wüst und leer.
Bild von _Marion, Pixabay

Es ist höchste Zeit, wagemutig und neugierig unseren Über-Lebenswillen zu bekräftigen und gemeinsam Alternativen aufzubauen.

Um meinen Beitrag zu leisten, stelle ich in den kommenden Blogartikeln Ideen vor, wie wir unsere Welt retten:

  • Wie wir mehr Grün zurück in die Stadt bringen und damit auch etwas gegen den Insektenschwund tun können, erfährst du in meinem Artikel über Urban Gardening.
  • Ich habe bereits über das Grundeinkommen geschrieben, die Fortsetzung wird sich näher mit der Idee der Nachhaltigkeitspunkte auseinandersetzen (coming soon™).
  • Lass uns auch gemeinsam über neue Formen des Zusammenlebens und -wirtschaftens nachdenken, im Kleinen wie im Großen! Dazu werden Beiträge rund um lokale Ökonomie und selbstbestimmte Freiräume folgen.

Du willst aktiv werden und in Sachen Weltrettung deinen Kolibritropfen beisteuern?

  • Das Weltrettungshandbuch für Faule ist ein mutiger und sinnvoller erster Schritt: The Lazy Person’s Guide to saving the World (Englisch).
  • Vielleicht willst du aber auch erst einmal deinen ökologischen Fußabdruck einschätzen. Einen vereinfachten Rechner für Einsteiger stellt Brot für die Welt hier zur Verfügung. Fortgeschrittene machen sich auf die Socken zum Global Footprint Network.
  • Wie du dich an der Umsetzung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Agenda 2030) beteiligen kannst, erfährst du auf der UN-Aktionsseite „#Youneedtoknow“.
  • Deine Idee zur Weltrettung kann andere inspirieren! Zwitscher sie von allen Dächern mit #meinweltrettungstropfen. Ich habe schon einen Anfang gemacht.
  • Teile diesen Artikel.

Packen wir’s an, es gibt viel zu tun!

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Dieser Artikel ist auch auf Medium erschienen (auf Englisch). Er wurde dort von den Kuratoren aufgrund seiner Qualität ausgewählt und Lesern, die sich für Umweltthemen interessieren, auf der Medium-Homepage, in der App, auf der Themenseite und per E-Mail empfohlen.

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